Von Schicksalsschlag zurückgekämpft

von Felix Zilke


Julia Gerter beim Anhalt Meeting 2019. (Foto: Andreas Neuthe)

Der 14. Juni 2019 bleibt ein einschneidendes Erlebnis in ihrer Laufbahn. Julia Gerter riss sich in Dessau beim Anhalt Meeting 2019 beim vierten Versuch die Achillessehne. Ein Schicksalsschlag mit dem man erst einmal umgehen und von dem man sich zurückkämpfen muss. Sie hat es geschafft. Am 21. Mai kommt Julia Gerter als aktive Athletin zurück an die Weitsprunggrube im Paul-Geifzu-Stadion, wo sie zuerst so gute Leistungen brachte, sich dann aber verletzte. Wir sprachen mit Julia Gerter über ihre Leidenszeit, wie es in ihrem Kopf aussieht und wie es ist, wieder an den Ort des Geschehens von 2019 zurückzukommen.

Anhalt Sport: Hallo Julia, jeder der dich kennt, weiß mit wie viel Leidenschaft du springst und dass du dich von sowas nicht unterkriegen lässt. Wie ging es dir trotzdem in diesem Moment und in der Zeit danach?

Julia Gerter: Das ist schön zu hören, dass es auch nach Außen so wirkt. Ich bin mit dem Herzen dabei und Weitspringen ist meine größte Leidenschaft. Ich habe von dem Moment des Unfalls nicht eine einzige Minute darüber nachgedacht, dass es das Ende meiner sportlichen Karriere sein könnte. Ich hatte trotz der Verletzung das große Ziel die olympischen Spiele 2020 im Fokus und daraus viel Motivation und Kraft gesammelt. Natürlich gab es Tage an denen es nicht einfach war mit der Situation umzugehen. 2019 wäre das Jahr gewesen in dem ich das erste Mal bei den Aktiven das Nationaltrikot hätte tragen dürfen. Dass es 2019 nicht geklappt hat, war sehr schade.

Anhalt Sport: Wie hast du es geschafft positiv zu bleiben, woher hast du die Kraft genommen um stärker zurück zu kommen?

Julia Gerter: Ich habe die Situation als Neuanfang gesehen, in der ich viel Zeit bekommen habe an meinen Schwachstellen zu arbeiten. Ich habe von kleinen Erfolgsmomenten viel Motivation sammeln können. Anfangs war es das Gefühl endlich wieder selbstständig sein zu können, später waren es dann Bestleistungen, die ich im Krafttraining aufstellen konnte. Jeder Muskelkater tat unglaublich gut und gab mir das Gefühl näher an mein Ziel zu kommen, auch wenn der Rehaprozess nach meinem Geschmack nicht schnell genug ging. (lacht)

Anhalt Sport: 2019 in Dessau hast du eine top Leistung gezeigt. Das Ziel lautete 6,60m springen und die Norm für die Universiade schaffen – das hast du geschafft. Danach wolltest du deine gute Tagesform nutzen und sogar die WM Norm (6,72m) angreifen. Wir freuen uns riesig, dass du am 21. Mai nun wieder nach Dessau kommst. Was sind deine Ziele dieses Mal?

Julia Gerter: Die Vorbereitung für die Freiluftsaison war sehr kurz. Ich habe in der Hallensaison zeigen können, dass ich wieder weitspringen kann und alles wieder gut funktioniert. Zunächst einmal möchte ich meine Weite aus der Hallensaison toppen und möglichst viele Punkte für das Ranking sammeln.

Anhalt Sport: Wie ist sonst dein aktueller allgemeiner Zustand bzgl. deiner persönlichen Verfassung beim Weitsprung und deiner mentalen Verfassung auch im Hinblick auf Corona?

Julia Gerter: Im letzten Jahr hat mir Corona etwas in die Karten gespielt und mir etwas mehr Zeit verschafft, um wieder richtig fit werden zu können und nichts überstürzen zu müssen. Für die ersten Wettkämpfe war es auch in Ordnung nicht in einer vollen Halle mein Comeback feiern zu müssen. Das hat mir etwas Nervosität genommen. Doch ich weiß auch, dass mich Zuschauer und die Stimmung unglaublich pushen, deshalb finde ich es sehr schade, dass es leider nicht möglich ist. Trotzdessen, bin ich froh die Möglichkeit zu haben an Wettkämpfen teilnehmen zu können und zeigen zu können, wofür ich täglich trainiere.

Anhalt Sport: Was versprichst du dir sonst in Zukunft von dir selbst, wohin soll dein Weg führen?

Julia Gerter: Ich hoffe mir den Traum von olympischen Spielen erfüllen zu können und möglichst lange weitspringen zu können.

Anhalt Sport: Die letzte Frage muss sein. Wenn du am 21. Mai zurück ins Paul-Greifzu-Stadion – an den „Ort deines Schreckens“-  kommst, hast du dann noch ein mulmiges Gefühl im Bauch? Viele Sportler haben Bedenken, sogar Angst vor solch einer Konfrontation, wo eine schlimme Verletzung passiert ist. Du nicht?

Julia Gerter: Das kann ich noch nicht sagen. Aus dem „Bauch heraus“ würde ich sagen, dass ich kein Problem damit habe. Ich habe trotz Verletzung sehr schöne Erinnerungen an das Anhalt Meeting. Die Zuschauer, die mich beflügelt haben und das Gefühl, dass an diesem Tag vielleicht sogar mehr als 6,62m drin gewesen wäre. Ich hoffe mein Bauchgefühl ist richtig.

Anhalt Sport: Klar! Wir drücken dir die Daumen wüsnchen dir jeden möglichen Erfolg und dass du gesund bleibst!

 

  • Das 23. Internationale Leichtathletik-Meeting "ANHALT 2021" findet am 21. Mai 2021 im Paul-Greifzu-Stadion Dessau statt. Mehr Infos zum Anhalt Meeting HIER

Zurück